Wenn Kundenzufriedenheit das Resultat eines Vergleichs zwischen Kundenerwartungen und Kundenerfahrungen ist, wodurch werden diese dann beeinflusst? Was also hat Einfluss auf die Kundenzufriedenheit?
Die
Erfahrungen (Ist-Leistung), die ein Kunde mit einem Produkt oder einer Dienstleistung macht, beinhaltet die Gesamtheit von Nutzwert und Bedürfnisbefriedigung, die der Kunde aus einem Produkt oder einer Dienstleistung zieht. Faktoren, die den Nutzwert und die Bedürfnisbefriedigung beeinflussen, sind in erster Linie die tatsächliche Produktqualität (Verarbeitung, Material, Verpackung, Handhabung, Funktionalität etc.) bzw. die Dienstleistungsqualität (Beratung, Umsetzung, Kosten/Nutzen etc.). Aber auch der Kundenservice oder das Verhalten des Unternehmens und seiner Mitarbeiter, zum Beispiel im Garantiefall, haben Einfluss darauf, wie der Kunde seine Erfahrung erlebt und beurteilt. Die für die Beurteilung der Ist-Leistung herangezogenen Erfahrungen beziehen sich also nicht nur auf einen kurzen Zeitraum unmittelbar nach dem Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung, sondern meist auf die gesamte Nutzungs- bzw. Bestandsdauer.
Die Beurteilung der Erfahrungen erfolgt dabei nicht im luftleeren Raum. Die
Leistungserwartungen bilden den Maßstab, an dem die gemachten Erfahrungen gemessen werden. Solche Leistungserwartungen sind von Person zu Person unterschiedlich, also individuell verschieden und subjektiv, weshalb die Anforderungen für Kundenzufriedenheit nur bis zu einem bestimmten Grad objektivierbar und verallgemeinerbar sind. Es gibt aber so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner, das heißt Faktoren, die für die Mehrheit der Kunden relevant sind.
Dazu zählen
Grundanforderungen wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit oder Ehrlichkeit. Diese „Basics“ werden von der Mehrheit der Kunden vorausgesetzt und als selbstverständlich betrachtet. Fehlen sie, kann Kundenzufriedenheit erst gar nicht entstehen.
Um beim Kunden Zufriedenheit hervorzurufen, müssen jedoch weitere
Leistungsanforderungen erfüllt werden. Wie diese genau aussehen, ist von Kunde zu Kunde verschieden. Zu den häufigsten Faktoren, die die Leistungserwartungen an Produkte oder Dienstleistungen beeinflussen, gehören:
- Werbeversprechen/Produktversprechen
- Verkaufs- und Beratungsgespräche
- Produktdesign
- Packaging
- Produktart bzw. Dienstleistungsart
- bisherige Erfahrungen mit den selben oder ähnlichen Produkten bzw. Dienstleistungen
- Unternehmensimage und/oder Produktimage
- Preis(-politik)
- Empfehlungen von Freunden und Bekannten
- Bewertungen, Erfahrungsberichte, Kundenempfehlungen und Rezensionen im Internet
- eigene Bedürfnisse
- emotionale Stimmungen und Gefühle
Werden die Leistungsanforderungen nicht erfüllt, entsteht Unzufriedenheit. Werden sie erfüllt, ist der Kunde mäßig zufrieden. Das Produkt oder die Dienstleistung werden dann zwar als positiv, aber nicht als herausragend beurteilt – und damit als ersetzbar wahrgenommen. Werden die Leistungsanforderungen hingegen übererfüllt, steigern sie die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung.
Das zur Begeisterung fehlende I-Tüpfelchen sind diverse Zusatzleistungen und Geschenke. Solche
Begeisterungsanforderungen werden vom Kunden nicht erwartet, weshalb in der Regel keine Unzufriedenheit entsteht, wenn sie fehlen. Werden sie erfüllt, dann können sich Unternehmen oder Dienstleister positiv gegenüber Wettbewerbern positionieren und hervorstechen. Zur Erinnerung: Kunden sind häufig erst ab der Schwelle zur Begeisterung bereit, Produkte oder Dienstleistungen erneut zu kaufen oder weiterzuempfehlen.
Der Wert eines Kunden erhöht sich also mit seiner Zufriedenheit – und die lässt sich fast immer steigern. Dafür muss man aber wissen, wo beim Kunden der Schuh drückt, ob es Schwachpunkte und Potentiale gibt und was die eigenen Stärken und Kompetenzen aus Kundensicht sind.